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  • AutorenbildNike Fuchs

Anmaßung oder Idealzustand?


Glaubst Du alles, was man Dir erzählt?

Was passiert in Dir, wenn Du eine Geschichte hörst?

Was weißt Du, über den Turmbau zu Babel?

Keine Angst, wir machen hier keine alternative Geschichte, nur eine Fingerübung in kritischem Denken.


Die Grundzüge der Geschichte, wie ich sie als Kind gelernt habe, geht so: einst waren die Menschen vermessen, sie wollten einen Turm bauen; so hoch, dass er bis in den Himmel  reichte. Das aber fand Gott anmaßend und las laut Theologen darin den Versuch der Menschen, Gott gleichzukommen.Kurz, die Menschen waren zu stolz und forsch, es stand zu befürchten dass sie alles versuchen würden, was ihnen in den Sinn kam; weshalb Gott der Menschen Sprachzentrum verwirrte, so dass sie nun in vielen Einzelsprachen redeten und die gemeinsame Ursprache verloren hatten. Das verhinderte eine effektive Kommunikation und brachte das Turmprojekt zum Stillstand.


Die Moral von der Geschichte (das darunter liegende Narrativ):Du darfst nicht zu viel wollen und muck nicht auf. Halte den Kopf unten und tu was Dir gesagt wird. Lebe demütig nach den Regeln, die Dir vorgesetzt werden.


Gerade war ich wieder im Rijksmuseum in Amsterdam, wo die Rotterdamer Version des „Turmbaus zu Babel“ (um 1565) von Pieter Bruegel d.Ä. gerade ausgestellt wird. Der hatte übrigens richtig was für Hieronymus Bosch übrig, faszinierend.Da ich dank des intensiven Trainings durch Menschen, die auf Schritt und Tritt alles herumdrehen und umdeuten (#gaslighting) habe ich einen Hirn-Entknotungs-Mechanismus entwickelt, der holprig dargestellte Sachverhalte in eine logischere Reihenfolge bringt. Danke, liebes Gehirn.

Lass uns die Geschichte des Turmbaus zu Babel mal neu sortieren:


Einst waren die Menschen EIN Volk; ihr oberstes Leitbild war es, ein gesundes Kollektiv zu formen und einander zu verstehen, sie* SPRACHEN EINE SPRACHE* (sie sorgten dafür dass jedeR gehört und verstanden wurde). Durch diese außergewöhnliche  Verbundenheit war es ihnen möglich, die unwahrscheinlichsten Projekte durchzuziehen, und sei es ein Turm, der bis in den Himmel ragte. Diese Stadt, Babel; war der Nabel der Welt, jedeR war willkommen und fand seinen oder ihren Platz darin. Babel stand für sehr, sehr lange Zeit und wuchs dabei stetig und langsam weiter, ein blühendes Zentrum und Zuhause.Allerdings begann es, dass Anmaßung und Stolz sich breit machten. Manche innerhalb dieser Menschengruppe fingen an, sich für etwas besseres zu halten, über andere zu urteilen und neue, teilende Regeln einzuführen. In dieser Spaltung war es der alles verbindenden Lebensenergie (Gott) nicht mehr möglich, alle zu durchfließen, der Fluss war durchbrochen. Aufgrund von Hybris und allgemeiner Anmaßung wurde die Fähigkeit, einander wirklich zu verstehen und so konnte der Turmbau nicht mehr fortgesetzt werden, die Menschen hatten sich gespaltet und formten nun Untergruppen. Weil sie mehr darauf bedacht waren, sich abzugrenzen, als Gemeinsamkeiten zu finden, formten sich bald regionale Dialekte und dann linguistische Sprachen.

Die Erzähllinie „Mensch will zuviel, Gott watscht ihn ab“ wiederholt sich in vielen Kulturen; die griechische hat ein paar die ich äußerst unterhaltsam finde.  

Gott lese ich als DIE lebenspendende Energie im Universum, die alles und jeden miteinander verbindet. Wie könnte die durch einen Turm gefährdet werden? Gegeneinwand: tatsächlich, wenn Menschen alles tun würden, was ihnen in die wirren Köpfe fällt, wäre das auch nicht optimal (Neuralink, Klonen, genetisch veränderte Organismen, Atombomben; es gibt ja ein paar Beispiele von nicht ganz so einfachen Ideen).


Ohne eine vereinende Sprache kann nicht kooperiert werden, das geht über nationale Sprachbarrieren hinweg. Beispiel: mit meinem Ex-Mann, mit welchem ich nicht nur die Muttersprache, die soziale Herkunft als auch eine nahezu identische Ausbildung teile, war es nicht möglich, einander zu verstehen; wir versuchen es seit zwei Dekaden. Die Sprache reicht hier einfach nicht aus. Mein „Hauptmann“, der jetzige und richtige hat eine andere Muttersprache, eine andere soziale Schicht, eine komplett andere Bildungslaufbahn und wir kriegen es immer in kürzester Zeit hin, auf einen Nenner zu kommen.

Ich habe es oft genug erlebt, dass Menschen, die als „schwierig“, „unerreichbar“ oder „mit der kann man nicht reden, die spinnt“ bezeichnet wurden, sehr wohl erreichbar waren; es hatte sich nur niemand die Mühe gemacht, hinzuhören.


Was ist, wenn wir es schaffen, ordentlich miteinander zu sprechen, wir nahezu alles erreichen könnten, was wir uns als Kollektiv wünschen? Im Gegensatz zu „allem was einem in den Kopf kommt“, was wir uns als Kollektiv wünschen. Erstes ist wieder Egomanie, Hybris, Geltungsbedürfnis, Profilneurose, letzteres beinhaltet Aushandlungsprozesse, gemeinsame Entscheidungen für das Allgemeinwohl welches das Kollektiv voranbringt.


Wir könnten jetzt hier debattieren, ob eine östliche Zivilisationsform „Gemeinschaft ist das Wichtigste“ oder eine westliche „das Individuum im Zentrum“ anstrebenswerter ist, vllt. machen wir das in einen neuen Blogartikel, das passt gut mit dem Thema Narzissmus und Totalitarismus zusammen.


Hier soll zunächst die Umdeutung einer alten Geschichte wirken dürfen, besonders vor dem Hintergrund aktueller Probleme. Hier wieder O-Ton meiner Tochter (14) wann immer sie Nachrichten-Kontakt hat: „Warum können die das nicht klären?“Meine Theorie: das „wir-gegen-die“-Paradigma. Die deutliche Unterscheidung, wer dazu gehört und wer nicht. Westen gegen Osten. Woke gegen konservativ. Links gegen rechts. Babyboomer gegen Millenials. Männer gegen Frauen, Moslems gegen Juden und umgekehrt, Batman gegen Superman, Justice League gegen Asgaard, Paw Patrol gegen Terrorkätzchen (wer kommt auf so einen Namen???).


Meine Schlussfolgerung für diesen kleinen Ausritt in die Prärie des Reframings lautet daher: schau mal, wo und mit wem Du eine gemeinsame Sprache teilst.


Und lass mich unbedingt in den Kommentaren wissen, was dieser Perspektiv-shift Dir bietet! 

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