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  • AutorenbildNike Fuchs

Deine Individuation und Dein Einfluss auf das Weltgeschehen


Auf sich selbst zu schauen scheint mir bisweilen recht verpönt zu sein; mir kommt es manchmal so vor als würden meine Mitmenschen lieber am kollektiven Leiden und Wehklagen teilnehmen als bei sich zu bleiben und Ruhe zu bewahren.

Letztes Jahr (2023) kam zum Getöse in den Nachrichten nach der Pandemie und dem Ukrainekrieg noch der Krieg in Israel dazu. Trotz partiell eremitischer Lebensweise konnte ich nicht umhin festzustellen, dass auf Nachfrage bezüglich Befindens ein substantieller Teil meiner Bekanntschaften und Kollegen die kriegerischen Auseinandersetzungen der Mitplanetarier einen großen Einfluss auf das geistige Wohlbefinden haben.

Meine Tochter (14) bemerkte neulich, dass ihr nicht ganz klar sei, was es da andauernd so zu streiten gäbe, dass man mit Kanonen aufeinander schießen müsse.

Bin ich, wenn ich mich von Krieg und Drama abschirme, egozentrisch, kalt und ignorant?

Oder komme ich durch dosierte Empathie und den Schutz meines Lebensfunkens gerade in einen Zustand, in welchem ich die Welt ein Stück verbessern kann?

Eine gewagte Theorie, beeinflusst von Hermann Hesse und Carl G. Jung:

Ein im außen ausgetragener Konflikt hat in der Regel einen inneren Konflikt im Ursprung. Wenn ich mich eines Morgens entscheide, dass der Bach, der durch meinen Garten in den Garten der Nachbarin führt, besser zugeschüttet werden sollte und ich dem Impuls folge, im vollen Bewusstsein, was der Nachbarin der Bach bedeutet, darf ich mich fragen, was mich da geritten habe. Wenn ich eines Tages entscheide, dass es einfach nicht tolerierbar ist, dass mein Nachbar eine blonde Frau liebt (weil ich mir gute Gründe überlegt habe, warum das nur falsch sein kann) und ich eine Hasskampagne in der Nachbarschaft starte, um seine Beziehung zu sabotieren, darf ich mich fragen, was genau da in mir gärt, dass ich nicht bei mir und meiner Beziehung bleiben kann.

Wer seine innere Arbeit nicht macht und seine Dämonen nicht domestiziert, wird das Bedürfnis nach Auseinandersetzung (das eigentlich besagten inneren Dämonen gilt) sehr wahrscheinlich nach außen tragen.Hier trägt Jungs Faustregel: wenn Dich etwas in anderen Menschen hart triggert, dann entweder deswegen, weil Du diese Verhaltensweise oder Eigenschaft entweder selbst auslebst oder es Dir wünscht es zu tun.

Übertragen auf die Beispielkonflikte kann das beispielsweise sein, dass ich eine starke innere Unruhe und tiefen Neid auf meine Nachbarin empfinde, weil sie an ihrem Abschnitt des gluckernden Baches sitzend so eine absolute Zufriedenheit ausstrahlt, die ich mir wünsche aber nicht finden kann. Es kann auch sein, dass ich mit einem aschblond schon immer heimlich strahlend natur-blond sein wollte, es mir aber nicht eingestehe.

Alles was mich heftig anhebt, darf ich mir anschauen und mich fragen, warum es mich so aufregt.

Diese Form der inneren Arbeit und absoluten Ehrlichkeit mir selbst gegenüber ist einer der Grundpfeiler von Individuation. Nach jeder Auseinandersetzung mit mir selbst (oft fühlt sich ein solcher Abschluss äußerst befreiend an) bin ich näher bei mir, aufgeräumter und ruhe in mir, weil ich weiß, was ich brauche und mir wünsche und oft auch wie ich es bekommen kann oder damit umgehe.


Gedankenexperiment:

Stell Dir vor, die größten Stressfaktor-Menschen in Deinem sozialen Umfeld würden sich, wenn Sie merken, dass sie Dir Stress machen wollen, sich einen Tag zurückziehen und sich der inneren Arbeit widmen. Sich fragen, was eigentlich ihr Problem ist und was sie eigentlich brauchen. Sich Selbstliebe geben und ihre Grundbedürfnisse nach Maslow befriedigen.

Wie wäre das fürDich?

Was wäre, wenn die Entscheidungstragenden mit Profilneurose und externalisierten Komplexen sich die Zeit nehmen würden, wirklich in Kontakt mit sich zu gehen, sich liebevolle Unterstützung zu suchen und ihre Probleme annehmen und bearbeiten.

Ich möchte hier keine Namen nennen, ich bin sicher, Dir fallen ein paar berühmte global player ein, auf die das zutreffen könnte.

Wie würde sich die Welt verändern?


Nun die Probleme der anderen ja von außen immer einfacher aus als die eigenen. Nachbars Kinder erziehen sich auch am leichtesten, da weiß man gleich, was die Eltern falsch machen. Bei der dicken Cousine weiß man gleich, dass die einfach mal mehr Treppen steigen und ab und zu das Dessert weglassen sollte, das wäre doch schon die halbe Miete. Externalisierte Konflikte.

Zur inneren Arbeit gehört auch radikale Selbstverantwortlichkeit. In der Konsequenz hat es Mahatma Ghandi schön zusammengefasst: „Sei Du selbst die Veränderung, die Du in dieser Welt sehen möchtest.“ Da ich die anderen Menschen sowieso nicht ändern kann, sondern nur mich selbst,muss ich das dann eben machen. So kann ich beginnen, meine innere Arbeit zu begehen, meine Wunden anzusehen und meine Schattenfiguren zu beleuchten. Wenn ich bei mir anfange, muss ich nicht die Welt retten, ich kann ein Wurzelpunkt, ein Nexus werden.

Daher, so deduziere ich, hilft meine Individuation dem Weltgeschehen. Ich werde ruhig und klar und strahle das auf meine Kinder und meinen Mann ab. Ähnlich ist es mit generationellen Traumata; wenn ich bei mir beginne, wirkt sich das positiv auf die Generationen vor mir und nach mir aus.


In einer Welt, die häufig äußere Lösungen sucht, kann die Kraft der inneren Arbeit leicht ins Unterwasser geraten. Was wäre, wenn das Geheimnis der Weltrettung nicht darin liegt, etwas zu bekämpfen, sondern darin, in uns aufzuräumen?Indem wir uns unseren inneren Konflikten stellen, Dämonen zähmen und unsere eigene Verantwortung übernehmen, können wir nicht nur zu einem Epizentrum des Wandels werden, sondern auch dazu beitragen, dass dieser Wandel die Generationen vor uns und nach uns erreicht.


Wie siehst Du das?

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