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  • AutorenbildNike Fuchs

Gewalt gegen Frauen


Das FOCUS Magazin hatte Ende letzten Jahres (2023) über häusliche Gewalt an Frauen berichtet. Während sich die meisten darunter Schläge vorstellen (was häufig auch der Fall ist), gibt es noch andere Formen von Missbrauch, die nicht zu unterschätzen sind und ernsthaften Schaden hinterlassen: emotionale und psychische Gewalt.

 

Diese drei Handbewegungen weisen auf häusliche Gewalt hin. Foto: Collage Wunderweib & iStock/S-S-S


Das Problem ist, dass bei emotionaler und psychischer Gewalt (ohne physische, also körperliche Gewalt) keine sichtbaren Schäden entstehen, weswegen es nicht bewiesen werden kann und es sehr einfach ist, das Opfer mit einem "aber übertreibst du da nicht etwas?" abzuspeisen.

 

Emotionaler und psychischer Missbrauch kann in schweren Formen (die leider häufiger sind als man glauben möchte) zu post-traumatischen Belastungsstörungen führen. Genau. Das was auch Soldaten nach Kriegseinsätzen oder Opfer von Terroranschlägen haben.

 

Was genau sind emotionaler und psychischer Missbrauch?

 

Die Grenzen verschwimmen hier und es bedarf genaueren Hinsehens.

Um eine klarere Vorstellung zu bekommen, wovon wir hier reden, ist hier eine grobe Orientierung:

 

Emotionaler Missbrauch erodiert sukzessive Selbstwertgefühl, Selbstsicherheit und Selbstvertrauen, einer Person und wirkt wie eine Gehirnwäsche. Der aktive Vorgang kann gut mit dem englischen Begriff Gaslighting bezeichnet werden. Dabei werden die Empfindungen und Bedürfnisse einer Person systematisch immer wieder in Frage gestellt und ihnen das Gegenteil eingeredet.

 

--> Das Selbst der missbrauchten Person wird dadurch erheblich geschwächt, ihre/seine Handlungsfähigkeit massiv eingeschränkt.

 

Psychischer Missbrauch ist beispielsweise Anschreien, eine andauernde unterschwellige Bedrohlichkeit im Umfeld eines Menschen aufrecht erhalten, es ist auch das gezielte Beschimpfen oder Erniedrigen einer Person allein oder vor Anderen.

 

Psychische Gewalt wirkt ähnlich destruktiv wie physische Gewalt, wie Gehirnscans zeigen. Nur zur Erinnerung: Empfangende psychischer Gewalt können ähnliche Symptome einer post-traumatischen Belastungsstörung aufweisen wie Opfer von Terroranschlägen oder Soldaten nach einem Einsatz.

 

Das Perfide ist, dass es hier einen Gradienten gibt; es ist schwer zu sagen, ab wann es Missbrauch ist. Wenn jemand kurz brüllt weil der Kaffee runterfällt, ist das noch kein Missbrauch. Wenn ich allerdings mein Verhalten danach ausrichte, nicht angeschrien zu werden, dann sieht das Ganze schon anders aus.

 

"Jetzt übertreibst Du aber!" Wirklich? Wenn es regelmäßig auftritt, wenn es Dich verändert, wenn es sich für Dich schlimm angefühlt hat, war es schlimm, dann hast Du Dir das nicht eingebildet und übertreibst auch nicht.


Nur Frauen?


Natürlich sind nicht nur Frauen betroffen, ich kenne einige Männer, die ebenfalls physisch, psychisch und emotional in ihren Beziehungen missbraucht wurden. Nun ist es aber so, dass die Mehrheit der Missbrauchsopfer weiblich ist, was auf ein strukturelles Problem hinweist. Für mich ist es nicht wichtig, welche Chromosomen Du hast oder welche sexuelle Identität Du hast:


Wenn Du auf Deine Beziehungsmuster schauen möchtest, melde Dich für ein kurzes Kennenlerngespräch!


Falls Du Dich in einer Situation akuter oder schwelender häuslicher Gewalt befindest und Du Dich nicht sicher fühlst, kannst Du Dich anonym an den Frauennotruf (https://www.frauennotruf-hamburg.de/) oder den weissen Ring wenden (https://weisser-ring.de/node/3497). Such Dir bitte unbedingt Hilfe! Auch wenn es wünschenswert wäre dass es zu einer höheren Verurteilungsrate bei häuslicher Gewalt käme, sind dennoch Strukturen da, die Dich unterstützen können. Bitte vertrau Dich einer vertrauenswürdigen Person an, es sind mehr Menschen bereit, Dir zu helfen, als es vielleicht zunächst den Anschein hat!


Stay safe!


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Zum Weiterlesen:


Die Autorin Susanne Kaiser schreibt sehr erhellend über die strukturelle Gewalt gegen Frauen. In ihrem Buch "Backlash" beschreibt sie, dass es derzeit einen heftigen Anstieg der Gewalt gegen Frauen gibt, nicht nur gegenüber Klischee-Frauen (Hausfrau, niedriger Schulabschluss, unsicher) sondern auch gegenüber Frauen, die vermeintlich nicht ins "Beuteschema" des häuslichen Missbrauchs fallen: Akademikerinnen, "starke" Frauen, Gutverdienende. Ich betone das hier deswegen, weil dieser Umstand es umso schwerer macht, die Schuld auf die missbrauchten Frauen zu schieben. Es ist strukturell. "Bei männlicher Gewalt an Frauen wird auf eine Art und Weise gesprochen, als sei das eine Naturkatastrophe: tragisch, aber nicht wirklich zu ändern." Autorin Susanne Kaiser im Interview mit Annabelle_Mag





 






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